[Soziale Arbeit ist wertvoll]

Ehrenamt schafft Mehrwert

Ein funktionierendes Sozialwesen ist auf gute Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement angewiesen.

Ehrenamt ist so vielfältig wie unsere Gesellschaft. Es ist Teil unseres Sozialwesens, Teil unserer Kultur. Gelebtes Ehrenamt bereichert unser Gemeinwesen und schafft das Gemeinschaftsgefühl, das wir in Baden-Württemberg seit Jahrzehnten kennen und wertschätzen. Im Südwesten engagiert sich fast jede zweite Person über 10 Jahren ehrenamtlich. Mit 49 Prozent Beteiligung liegt das Bundesland damit neun Prozentpunkte über dem deutschen Durchschnitt.

Wir vertrauen in Deutschland und in Baden-Württemberg auf ein starkes Ehrenamt, das weite Teile unseres Gemeinwesens durchdringt. Nicht nur dort, wo die Kosten für hauptamtliches Personal kaum finanzierbar erscheinen, wird Ehrenamt relevant: In der Wohlfahrtspflege sind beispielsweise häusliche Pflege, Besuchsdienste, Nachbarschaftshilfe sowie Betreuung wichtige Bereiche ehrenamtlicher Arbeit. Aber auch Sanitätsdienste, Katastrophenschutz und Feuerwehraufgaben sind Beispiele für gelebtes Ehrenamt. Hinzu kommt ehrenamtliche Arbeit in Sport, Kultur und Politik, in Vereinen, Kirchen, Verbänden und Einrichtungen. Nicht zu vergessen die Freiwilligendienste Freiwilliges Soziales Jahr, Freiwilliges Ökologisches Jahr und Bundesfreiwilligendienst.

Es gilt die einfache Formel: Wo Ehrenamt gewünscht oder sogar gefordert ist, geht es nicht ohne die notwendigen Rahmenbedingungen. Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit ist in den meisten Fällen vorhanden – sofern die Bedingungen stimmen und die erforderlichen Strukturen gegeben sind.

Die erforderlichen Rahmenbedingungen sind je nach Tätigkeitsfeld selbstverständlich höchst unterschiedlich: Der ehrenamtlich getragene Katastrophenschutz ist auf andere Strukturen angewiesen als ein ehrenamtlicher Besuchsdienst in einer stationären Einrichtung. Grundlage ist jedoch immer die Freiwilligkeit: Ehrenamtliches Engagement beruht auf einer sehr persönlichen, freiwilligen Entscheidung des jeweiligen Menschen. Kein Ehrenamt kann angeordnet werden, keine freiwillige Leistung kann erzwungen werden. In jedem Falle muss ein engagierter Mensch aus eigener Überzeugung bereit sein, sich einzubringen, Zeit, Kompetenz und Energie zu investieren.

So wie sich die Gesellschaft ändert, so ändert sich auch die Freiwilligen- und Ehrenamtslandschaft. Gewandelt haben sich die Anforderungen an die ehrenamtlichen Tätigkeiten, hin zu mehr Kompetenz und mehr formalen Qualifikationen. Auch die Ansprüche an die ehrenamtlichen Strukturen seitens der Freiwilligen sind nicht mehr dieselben: hier ist mehr Professionalität, Flexibilität und Transparenz gefordert.

Ehrenamt braucht Hauptamt. Grundlage für ein dauerhaftes und stabiles ehrenamtliches Engagement ist eine ausreichende Unterstützung und Förderung der Ehrenamtlichen. Dafür müssen die nötigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden.

Sinnhaftigkeit

Engagierte Menschen motiviert es, etwas Sinnhaftes zu tun. Sie wollen etwas verändern; sind begeistert und zufrieden, wenn ein Ergebnis sichtbar und anerkannt wird. Deshalb ist es die Aufgabe der Anbieter von Ehrenamtsprojekten bzw. der Träger von ehrenamtlichen Strukturen, die Ziele und Erwartungen der engagierten Menschen zu erkennen und die Aufgabenbereiche auf ihre Sinnhaftigkeit zu prüfen.

Wertschätzung

Wertschätzung ist ein zentraler Bestandteil von dauerhaftem ehrenamtlichem Engagement. Wertschätzung bedeutet: verlässliche und transparente Strukturen, erforderliche Ressourcen und Ernstnehmen von Ansprüchen an die Ausgestaltung des Ehrenamts. Auch in einem Tafelladen oder einem Kleiderladen haben die Ehrenamtlichen Anspruch auf eine verlässliche Planung, auf funktionierende Technik und Teilhabe an der Gestaltung der Arbeitsabläufe.

Dazu gehört auch die Förderung der unkomplizierten Kombination von Beruf und Ehrenamt, die Förderung der Teilnahme an Fortbildung, Weiterbildung und Schulungen.

Unsere Forderung:

  • Für gute und zufriedenstellende Ehrenamtlichkeit stellt die Politik die dafür nötigen finanziellen und materiellen Ressourcen bereit, fördert Transparenz und verhindert unnötige Bürokratie.

Klare Strukturen – Anerkennung

Funktionierendes Ehrenamt benötigt einen klaren Rahmen, auch in der Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Mitarbeitenden. Haupt- und Ehrenamt müssen aber unterscheidbar sein. Eine Bezahlung von Ehrenamt ist keine Alternative und der falsche Weg.

Unsere Forderungen:

  • Staatlich geförderte Anerkennungskultur schafft wertschätzende Alternativen zur Bezahlung. Auslagen werden selbstverständlich erstattet.
  • Politik ermöglicht Finanzierung von Ehrenamtsmanagement, um klare Strukturen für die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt zu schaffen.

Keine Lückenbüßerfunktion

Ehrenamtliche engagieren sich, damit es anderen Menschen gut geht und nicht, um preisgünstig sozialpolitische Lücken zu stopfen.

Deshalb ist Ehrenamt kein sozialpolitischer Reparaturbetrieb und kein Lückenfüller für Dienstpläne hauptamtlicher Strukturen. Für ehrenamtlich engagierte Menschen muss Flexibilität gegeben sein. Sie entscheiden selbst, ob und wie lange sie sich einbringen.

Unsere Forderungen:

  • Politik schafft Anreize, damit Arbeitgeber*innen eine Kombination von Beruf und Ehrenamt ermöglichen.
  • Politik nutzt ehrenamtliches Engagement nicht aus, um sozialpolitische Löcher zu stopfen, wo staatliche Verantwortung gefragt ist.

Teilhabe

Ehrenamt hat ein Recht darauf, sich im politischen Raum Gehör zu verschaffen.

Unsere Forderung:

  • Politik muss zivilgesellschaftliche Akteure als Partner auf Augenhöhe betrachten und deren Beteiligung am Meinungsbildungsprozess fördern. Sie fördert die Beteiligung von Ehrenamtlichen am politischen Willensbildungsprozess. Dazu gehört sowohl die Mitwirkung von Verbänden in Gremien als auch der Dialog mit einzelnen Ehrenamtlichen.

Pfeiler der Demokratie

Gelebtes Ehrenamt und die dazu gehörenden Strukturen sind Pfeiler der demokratischen Zivilgesellschaft und müssen als solches auch im kollektiven Bewusstsein verankert sein.

Unsere Forderung:

  • Politik verteidigt die Zivilgesellschaft, die untrennbar mit Ehrenamt verbunden ist, gegen undemokratische Angriffe.
In Baden-Württemberg engagieren sich fast 5,3 Millionen Menschen freiwillig.
[Am 14. März 2021]

Hast Du die Wahl

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[Aktuelles]

Einladung

WAHL-TALK am 25.02.2021: Gutes Ehrenamt

Wie wertvoll eine starke Zivilgesellschaft ist, erweist sich in Krisenzeiten. Die Corona-Pandemie hat uns das in den vergangenen Monaten gezeigt. Dass sich…