[Soziale Arbeit ist wertvoll]

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist ein Grundrecht

Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft. Sie brauchen unsere Aufmerksamkeit und unseren Schutz, damit sie ihre Talente und Fähigkeiten entfalten können. Um Kindern und Jugendlichen ein gesundes und gutes Aufwachsen zu ermöglichen, müssen sie in ihren Belangen ernst genommen, gehört und gefördert werden. In Baden-Württemberg liegt der Anteil der Kinder, Jugendlichen und jungen Menschen unter 21 Jahren bei 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Sie sind in einer Minderheit; ihre Interessen und Bedürfnisse werden schnell überhört und spielen bei politischen Entscheidungen keine ausreichende Rolle.

Soziale Arbeit in allen Feldern der Kinder- und Jugendhilfe stärkt ihre Entwicklungs- und Teilhabechancen. Sie unterstützt Bildungsprozesse und gibt den Kindern und Jugendlichen eine Stimme. Mit partizipativen Konzepten von der Kindertagesstätte bis zu den erzieherischen Hilfen bestärkt sie Kinder und Jugendliche darin, sich eine eigene Meinung zu bilden und ermöglicht ihnen, Demokratie von klein auf zu erleben.

Die Kinder- und Jugendlichen, die im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe von der Liga der freien Wohlfahrtspflege betreut, begleitet, beraten und unterstützt werden, werden über ihre Rechte informiert und erfahren eine Vielzahl von Beteiligungsmöglichkeiten. So gibt es zum Beispiel in stationären Einrichtungen gewählte Gruppensprecher*innen und Gremienvertretungen, die durch ihre institutionelle Verankerung Kinder vor Grenzverletzungen und Übergriffen schützen. Kinder erleben sich auf diese Weise selbstwirksam. Das macht sie stark und schützt sie vor einer Vielzahl von Gefahren.

Das Recht auf Partizipation und Teilhabe konsequent umsetzen

Das Recht auf Partizipation und Teilhabe gehört zu den grundlegenden Rechten, die verbindlich in der UN-Kinderrechtekonvention verankert wurden und die durch die Landesverfassung in Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert bekommen haben. Dadurch hat das Land eine gute Voraussetzung geschaffen, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen bei vielen relevanten Entscheidungen ein höheres Gewicht erhält.

  • Von der zukünftigen Landesregierung erwarten wir, dass sie dieses Recht auch weiterhin umsetzt und dass die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen in allen politischen Belangen Gehör findet, zum Beispiel im Rahmen von Kinderkonferenzen, Beteiligungsgremien und durch die Konstituierung eines Landesheimbeirates, wie es in einigen Bundesländern bereits erfolgt ist.

Präventive Unterstützung für Kinder und Familien weiter aufbauen und fördern

Kinder und Jugendliche sind vielen Gefahren ausgesetzt. Die öffentliche Jugendhilfe führt jährlich etwa 14.500 Einschätzungen in Bezug auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung durch. Bei jedem „Fall“ geht es um das Schicksal eines oder mehrerer Kinder. Dabei steht die präventive Unterstützung der Familie an erster Stelle. Sie muss niederschwellig im Sozialraum (zum Beispiel im Rahmen der Frühen Hilfen und der Familienzentren) und zielgerichtet erfolgen. Prävention im Sozialraum ist auch präventiver Kinderschutz. Der flächendeckende Aufbau von Präventionsnetzwerken ist dabei besonders wirkungsvoll.

Die Liga der freien Wohlfahrtspflege erbringt ihre Leistungen für Kinder, Jugendliche und Familien in einer breiten Vielfalt im Sozialraum und ist regionaler Netzwerker und Mittler:
• Wir bringen uns aktiv in der Jugendhilfelandschaft ein,
• Wir informieren über Hilfestrukturen im Sinne einer Lotsenfunktion.

  • Den Verantwortlichen in der Landespolitik muss es ein Anliegen sein, präventive Strukturen weiter aufzubauen und strukturell sowie finanziell zu fördern, damit Kinder und Jugendliche und mit ihnen auch die Familien erfahren, dass sie wertvoll und besonders geschützt sind.

Stabile Rahmenbedingungen für den gemeinsamen Schutzauftrag gewährleisten

Der Schutz der Kinder und Jugendlichen ist nicht selbstverständlich. Er erfordert an vielen Stellen einen gesellschaftlichen Kraftakt. Jährlich werden in Baden-Württemberg etwa 135.000 Kinder und Jugendliche im Rahmen von erzieherischen Hilfen unterstützt, 23.000 davon außerhalb des Elternhauses.

Die Liga der freien Wohlfahrtspflege arbeitet mit ihren hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen eng mit allen Beteiligten zusammen, damit eine dem Wohl des Kindes entsprechende Erziehung wieder gewährleistet werden kann und die Kinder und Jugendlichen gestärkt und zuversichtlich in die Zukunft gehen können.

Der Schutz der Kinder und Jugendlichen ist das höchste Gut. In allen Arbeitsbereichen wurden institutionelle Schutzkonzepte entwickelt, damit Kinder und Jugendliche vor Gefahren geschützt und zu jeder Zeit grenzachtend behandelt werden. Kinder und Jugendliche werden über ihre Rechte informiert, kennen die möglichen Beschwerdewege und erleben die Dienste und Einrichtungen der Kinder-und Jugendhilfe als sichere Orte.

  • Von der zukünftigen Landesregierung erwarten wir, dass der Schutz der Kinder und Jugendlichen in allen Lebenslagen gewahrt wird. Die Rahmenbedingungen für die Kinder- und Jugendhilfe müssen auch weiterhin so stabil sein, dass sie den gemeinsamen Schutzauftrag wahrnehmen kann.

Ein gemeinsamer Erfolg: Das landesweite Ombudssystem

In den letzten Jahren haben die Liga der freien Wohlfahrtspflege und die Landesregierung gemeinsam ein landesweites Ombudssystem aufgebaut, das inzwischen in unabhängige Strukturen überführt werden konnte. Das Ombudssystem macht gesetzliche Unterstützungsangebote im Achten Sozialgesetzbuch (SGB VIII) für Kinder, Jugendliche und Familien transparent und leichter zugänglich. Die Ombudsstellen vermitteln und beraten bei Konflikten in der Leistungsgewährung und Leistungsumsetzung der Jugendhilfe und gleichen durch unabhängige Beratung und Unterstützung das Machtgefälle zwischen den Hilfeempfängern und der öffentlichen Jugendhilfe sowie der freien Jugendhilfe aus. Die gute Zusammenarbeit in der Aufbauarbeit hat weit über die Landesgrenze hinaus für Aufmerksamkeit gesorgt und auch einen Teil dazu beigetragen, dass die Ombudsstellen in das Achte Sozialgesetzbuch (SGB VIII) aufgenommen werden.

  • Von der zukünftigen Landesregierung erwarten wir, dass die gemeinsame Arbeit im Interesse der Kinder, Jugendlichen und Familien auf Augenhöhe fortgeführt wird und die Ombudsstellen sich auf einer sicheren Basis weiterentwickeln können.
In Baden-Württemberg arbeiten 33.240 Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe.
[Am 14. März 2021]

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[Aktuelles]

Pressemeldung

Soziale Arbeit stärkt Familien und ihre Kinder auch in der Corona-Pandemie

Stuttgart, 3. März 2021 Sozial benachteiligte junge Menschen und ihre Familien spüren die Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders stark. Persönliche und familiäre Krisen…